Hanffaser
Hanffasern sind Naturfasern aus der Bastschicht der Hanfpflanze (Cannabis sativa). Sie zeichnen sich durch hohe Reißfestigkeit, geringes Gewicht, gute Schalldämmung und eine äußerst positive Umweltbilanz aus. In polymeren Verbundwerkstoffen (NFK – Naturfaserverstärkte Kunststoffe) gelten sie als nachhaltige Alternative zu Glasfasern – mit Vorteilen bei CO₂-Bilanz, Ressourceneffizienz und biologischer Abbaubarkeit.
Technische Eigenschaften
- Dichte: ca. 1,4–1,5 g/cm³
- Zugfestigkeit: ca. 400–900 MPa
- E-Modul: ca. 30–70 GPa (je nach Faserausrichtung und Verarbeitung)
- Bruchdehnung: ca. 1,6–3 %
- Wärmeleitfähigkeit: ca. 0,04–0,05 W/(m·K)
- Thermische Beständigkeit: Zersetzung ab ca. 200 °C
- Feuchtigkeitsverhalten: hygroskopisch, kann bis zu 12 % Wasser aufnehmen
- Nachhaltigkeit: vollständig biologisch abbaubar, schnell wachsender Rohstoff, geringer Pestizideinsatz
- Verbundhaftung: gut mit modifizierten Thermoplasten oder Duroplasten
Haupteinsatzgebiete
- Automobilbau: Türverkleidungen, Kofferraumauskleidungen, Dachhimmel (v. a. in Kombination mit PP)
- Bauwesen: Dämmplatten, Akustikelemente, Leichtbauplatten
- Möbel und Innenarchitektur: naturfaserbasierte Formteile, Sitzschalen, Dekorelemente
- Sport und Freizeit: ökologische Sportgeräte, Taschen, Schutzausrüstung
- Verpackung: stoßdämpfende Formteile aus Biokompositmaterialien
Verarbeitungsmethoden
- Faseraufbereitung: Röste, Brecheln, Hecheln – Weiterverarbeitung zu Kurzfasern, Vliesen, Garnen oder Geweben
- Matrixsysteme: meist mit Polypropylen (PP), Polymilchsäure (PLA), Polyethylen (PE) oder Epoxidharzen kombiniert
- Prepregs / Halbzeuge: als Vliesstoffe, Gewebe oder Gelege verfügbar
- Formgebung: Pressverfahren, RTM (Resin Transfer Molding), Thermoformen, Spritzpressen
- Oberflächenbehandlung: z. B. Alkalisierung oder Silanisierung zur Verbesserung der Faser-Matrix-Haftung